Schachklub Aadorf
, Paul Frischknecht

Schachclub Aadorf: ersatzgeschwächt zum nächsten Sieg

p.f. In der fünften von sieben Runden der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft 2022/23 durfte das Raiffeisenteam aus Aadorf die Mannschaft des Schachclubs Illnau-Effretikon empfangen. Für Aadorf standen gleich zwei Stammspieler und der stärkste Ersatzmann nicht zur Verfügung. Somit musste Aadorf mit der drittbesten Besetzung – nach Papierform – antreten.

Paul Frischknecht, am Brett 2 mit den schwarzen Steinen, konnte seine Gegnerin bereits im 4. Zug mit einem nur selten gespielten, aber höchst aggressiven Zug, überraschen. Diese Variante ist eine Erfindung des ersten offiziellen Schachweltmeisters, Wilhelm Steinitz, und trägt auch seinen Namen. Die Spielerin aus Effretikon setzte in Unkenntnis der besten Fortsetzung unbewusst mit einer Nebenvariante fort, die sofort einen Bauern kostete, ohne dafür keine Kompensation vorzuweisen. So brauchte Frischknecht keinem Figurentausch auszuweichen. Als er dann aber noch mittels taktischer Drohungen zwei weitere Bauern erobern konnte, gab Schwarz das hoffnungslose Endspiel auf. 1 zu 0 für Aadorf.

Am 3. Brett trat der Aadorfer Ersatzspieler Rolf Bodmer an. Trotz seiner Aussenseiter-Rolle griff er schon früh in der Eröffnung beherzt an und konnte sogar einen Bauern gewinnen. In der Folge blieb er aber zu passiv: statt einen Erfolg versprechenden Königsangriff zu inszenieren, setzte er lieber auf die Verteidigung seines Materials. Dadurch konnte sich sein Gegner wieder erholen und seinerseits einen starken Gegenangriff organisieren. Bodmer übersah schliesslich eine tödliche Drohung und liess sich fast widerstandslos Matt setzen. Illnau-Effretikon hatte ausgeglichen!

Raphael Golder, am 1. Brett mit den weissen Steinen spielend, konnte sich in der Eröffnung einem erzwungenen, schlechten Figurentausch nicht entziehen. Seine Stellung erhielt dadurch zwei sehr schwache Bauern. Zu seinem Glück verpasste sein Gegner die stärkste Fortsetzung, und der Aadorfer kam doch noch zu einer Stellung mit gegenseitigen Chancen. Der Gastspieler offerierte ein Remis, welches Golder gerne akzeptierte, zumal er auch wusste, dass sich am 4. Brett ein für Aadorf höchst erfreuliches Resultat anbahnte.

An diesem 4. Brett spielte nämlich Thomas Aeschbacher, der nach langer Schach-Pause wieder mit dem Spielen beginnen will, mit den schwarzen Figuren. In der Schweizerischen Führungsliste ist er schon lange nicht mehr aufgeführt und deshalb sehr schwer einzuschätzen.

Ausgehend von einer Eröffnung, welche Aeschbacher mit umgekehrten Farben auch sehr gerne spielt, entwickelte sich rasch eine spannende Stellung mit einem frühen Schachgebot gegen den weissen König. Dies führte zu einer ungünstigen Stellungsentwicklung seitens Weiss, da der König zwangsweise bewegt werden musste und dadurch die Möglichkeit zu einer Rochade verloren ging. Weiss versuchte Schwarz den Wind aus den Segeln zu nehmen mittels eines Damenabtauschs, was sich als fataler Fehler herausstellten sollte. Nicht nur platzierte Weiss seine Dame unglücklich auf einer Diagonalen mit dem schwarzen Läufer, sondern übersah zudem, dass durch diesen auf die Dame gerichteten Läufer, ein zentraler Stellungsbauer von Schwarz ohne Verluste und sogar mit einem weiteren Schachgebot durch einen Springer geschlagen werden konnte. Dies schwächte die zentrale Struktur extrem und erlaubte es Schwarz den verbleibenden, isolierten Bauern später zu erobern. Schlussendlich konnte Schwarz einen eigenen Bauern in eine Dame umwandeln, wodurch die Partie entschieden war.

Dieser Erfolg bedeutet für das Aadorfer Raiffeisenteam bereits den 5. Sieg in Folge, und es verbleiben nur noch 2 Runden.

Die Resultatübersicht:

Golder Raphael - Eigenheer Emil remis
Frischknecht Paul - Schmid Pascaline 1 : 0
Bodmer Rolf - Troll Hansueli 0 : 1
Aeschbacher Thomas - Arnold Hermann 1 : 0

Aadorf - Illnau-Effretikon 2.5 : 1.5